01.01.96 22:42 Alter: 25 yrs

[Ausstellung] 1996: ANGEBOTE!- Künstlerische Positionen zur Warenästhetik

Rubrik: Ausstellungen, Allgemeine News

 

ANGEBOTE! - Künstlerische Positionen zur Warenästhetik

 

EINFÜHRUNG

 

Als Marcel Duchamp 1914 in eine Kunstausstellung einen handelsüblichen Flaschentrockner stellte und ihn zu Kunst erklärte, löste er einen Schock beim Kunstpublikum aus. Da wagte es einer den bürgerlichen Kunstgeschmack in Frage zu stellen und mit einem Alltagsobjekt die Kunsttempel zu entweihen. Marcel Duchamp hat mit der Einführung des "Ready-made" die Kunst revolutioniert und damit Fragen über ihre Funktion in der Gesellschaft aufgeworfen. Sein Denken und Handeln eröffnete neue Wege, die richtungsweisend für die Entwicklung der Kunst in der Marktgesellschaft wurden.

ln den 60er Jahren begann man die Konsum- und Verhaltensweisen der Menschen wissenschaftlich zu untersuchen und die Ergebnisse kommerziell zu verwerten. Nicht allein der Gebrauchswert der Ware war entscheidend für das Kaufinteresse, sondern die Vorstellungen, die mit ihm verbunden wurden. Dies war die Sternstunde des Markenartikels, in dem sich die Erwartungen und Wünsche des Käufers zu einer Art Superzeichen verdichteten. ln der Pop Art hat Andy Warhol die Bedingungen der Warenästhetik auf die Kunst übertragen. Ausgehend von der Erfahrung, daß die Bedeutung des Gegenstands abhängig von seiner Wahrnehmung und seiner Einschätzung durch die Außenwelt ist, fanden Alltagsobjekte der Warenwelt Eingang in die Kunst. Durch die Arbeitsweise Andy Warhols wurde die Trennung von künstlerischem Original und Reproduktion, Kunst und Werbung, Bild und Abbild aufgehoben und eine neue Sicht von Wirklichkeit vermittelt.

Die Grenze zwischen Kunst und Alltag wurde inzwischen als fließend erkannt. Erfolgreich hat sich die Kunst gegen eine museale Vereinnahmung zur Wehr gesetzt und ihren Platz in der gesellschaftlichen Realität behauptet. Umgekehrt fanden aber auch subkulturalle Phänomene Eingang in die Kunstvereine und Museen. Daraus hat sich ein gewisses künstlerisches Selbstverständnis entwickelt, das sich auch im Umgang mit der Warenästhetik zeigt. Anders als in den 60er und 70er Jahren steht die Ware nicht mehr im Zentrum einer künstlerischen Auseinandersetzung, sondern wird entsprechend unserer Alltagserfahrung zum Medium, um künstlerische Vorstellungen von Welt zu vermitteln. Mit den Arbeiten von Wolfgang Groh, Wilhelm Koch und Peter Zimmermann will der kunstraum münchen verschiedene Positionen zur Warenästhetik einer jüngeren Künstlergeneration zeigen.

 

Cornelia Gockel.